Das österreichische Galizien und sein multikulturelles Erbe (Doktoratskolleg)
Sprecher: Univ.-Prof. Mag. Dr. Alois Woldan
KollegiatInnen 2013–16: Magdalena Baran-Szoltys, Agnieszka Dudek, Olena Dvoretska, Cornelia Göls, Nino Gude, Elisabeth Janik, Matthias Kaltenbrunner, Olha Voznyuk
Laufzeit: 01.11.2006-31.12.2017
Fördergeber: FWF
Fördersumme: EUR 1.462.366,50
Das Doktoratskolleg (DK) befasst sich mit den interdependenten Kulturen, Literaturen, Sprachen, Religionen, Ökonomien, ethnischen und sozialen Gruppen des österreichischen Kronlandes Galizien und Lodomerien von seiner Inkorporation in das Habsburger Reich im Jahre 1772 bis zum Jahre 1918 und mit dem multikulturellen Erbe Galiziens in Polen, der Ukraine und Österreich sowie in der Emigration bis zur Gegenwart.
In den letzten Jahrzehnten ist das österreichische Galizien zu einem beliebten Objekt des öffentlichen und wissenschaftlichen Interesses in Österreich (besonders in Wien) und anderen Ländern geworden. Allerdings hat sich die Forschung bisher weitgehend auf den isolierten Rahmen der einzelnen Disziplinen beschränkt. Der Multikulturalität der Region ist in Germanistik, Slavistik, Judaistik und den nationalen Histriographien nicht genügend Rechnung getragen worden. Das DK ist demgegenüber multidisziplinär ausgerichtet und kombiniert Ansätze der Literatur-, Sprach- und Geschichtswissenschaft mit den integrativen Theorien der neueren Kulturwissenschaften. Diese Transdisziplinarität wird sowohl für die einzelnen Disziplinen wie für eine Gesamtschau der historischen Region und ihres Erbes neue Erkenntnisse bringen.
Am DK beteiligt sind die Wiener Germanistik (Annegret Pelz, Johann Sonnleitner), Geschichte (Christoph Augustynowicz, Andreas Kappeler, Andrea Komlosy), Judaistik (Klaus Samuel Davidowicz) und Slawistik (Michael Moser, Stefan Simonek, Alois Woldan). Die Kohärenz des DK wird nicht nur durch den überschaubaren und klar abgegrenzten historischen Raum Galizien und die Transdisziplinarität gewährleistet, sondern auch durch die kulturwissenschaftlichen Zugänge (z.B. "mental mapping", lieux de mémoire, Genderstudien, Diskursanalyse, Mikrohistorie, "Grenzstudien", Migrationsforschung, Sprachgeschichte). Die Zusammenarbeit zwischen UniversitätslehrerInnen und KollegiatInnen verschiedener Disziplinen wird synergetische Effekte haben und den schon bestehenden Forschungsschwerpunkt an der Universität Wien verstärken. Die ausgezeichneten Archiv- und Bibliotheksverhältnisse machen Wien zum idealen Standort für das DK. Die Integration von Wissenschaftlern (über Gastvorträge und Workshops) und KollegiatInnen aus Polen und der Ukraine in das DK wird die schon bestehenden Kontakte mit den beiden Ländern vertiefen. Das in der alten Metropole Wien angesiedelte DK wird außerdem beitragen zur Vermittlung zwischen den alten und neuen Mitgliedern der EU bzw. der Ukraine.
Das Ausbildungs-Curriculum des DK trägt dessen Multidisziplinarität, Mehrsprachigkeit und methodischer Multidimensionalität Rechnung. Es hat u.a. zum Ziel, das Wissen, die theoretischen Fähigkeiten und die interkulturelle Kompetenz der KollegiatInnen zu fördern, die Kommunikation zwischen den KollegiatInnen und den WissenschaftlerInnen der Universität Wien und anderer Institutionen zu unterstützen und einen optimalen Rahmen für eine effiziente Betreuung der Dissertationen durch mehrere Spezialisten zu schaffen. In den ersten beiden Semestern werden einführende Vorlesungen und Seminare die Basis für die individuelle Arbeit an den Dissertationen legen. Während der folgenden zwei Jahre wird jede/r KollegiatIn einen einsemestrigen Forschungsaufenthalt an einer wissenschaftlichen Einrichtung außerhalb Wiens (üblicherweise an den Universitäten in Krakau und Lemberg) verbringen. Der regelmäßige wissenschaftliche Dialog zwischen KollegiatInnen und ProfessorInnen wird durch die regelmäßigen Doktoratsseminare und zwei internationale Workshops, an deren Organisation sich die Studierenden aktiv beteiligen, gewährleistet.