Region, Nation und die Hintergründe. Eine Interdisziplinäre und Transkulturelle Neukonzeptionierung der Ukraine
Projektleitung: Prof. Dr. Ulrich Schmid (St. Gallen), Prof. Dr. Juliane Besters-Dilger (Freiburg), Univ.-Prof. Mag. Dr. Alois Woldan (Leiter des österreichischen Teils)
MitarbeiterInnen: N.N.
Laufzeit: 01.04.2012–30.06.2016
Fördergeber: Schweizerischer Nationalfonds (SNF), Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung Österreich (FWF)
Fördersumme: EUR 117.127,50 (für den österreichischen Teil)
Seit ihrer Unabhängig ist die Ukraine bevorzugtes Objekt wissenschaftlicher Untersuchungen, allerdings ist der Begriff "Ukraine" selbst nicht eindeutig auf Nation, Territorium, Kultur oder Sprache festzulegen.
Das vorliegende Projekt will diesen Begriff und das damit Gemeinte mit Hilfe eines interdisziplinären und transkulturellen methodologischen Zugangs neu konzeptualisieren. Dabei dient die Kategorie der Regionalität als Ausgangspunkt für alle Subprojeke, aus denen das Gesamtprojekt besteht. Das Projekt versammelt Historiker, Soziologen, Literatur- und Sprachwissenschaftler aus der Ukraine, Rußland, Polen, Schweiz, Deutschland, Österreich, Kanada und den USA, die in drei Subprojekten eine bisher übliche Auffassung von einer Dichotomie der Ukraine in Ost- und Westukraine (wie etwa von Mykola Rjabtschuk vertreten) überwinden wollen. Demgegenüber ist zu zeigen, dass sich die Ukraine aus dem Zusammenspiel mehrerer Regionen verstehen lässt, welche sich ihrerseits als Regionen nur in Bezug auf den Gesamtstaat definieren können. Eine solche Neukonzeptualisierung basiert auf einer ständigen Überschreitung regionaler Grenzen und führt zu einem dynamischen Modell von Gesamtstaat.
Das erste Subprojekt, Geschichtspolitik in der gegenwärtigen Ukraine, untersucht die Bedeutung historischen Bewusstseins in unterschiedlichen Regionen, wobei auch der Instrumentalisierung des historischen Gedächtnisses eine wichtige Rolle zukommt.
Das zweite Subprojekt, Diskontinuität und Transkultureller Kontext in der Geschichte der Ukrainischen Literatur, konzentriert sich auf die Rahmenbedingungen der Genese der ukrainischen Literatur. Besondere Bedeutung dabei kommt den Interferenzen mit den benachbarten Literaturen zu.
Das dritte Subprojekt untersucht die Frage der ukrainischen Sprache in Raum und Zeit (soziolinguistische, ideologische und diskursive Aspekte). Es setzt bei einer linguistischen Beschreibung des Ukrainischen an, um Fragen des Sprachgebrauchs, der Sprachpolitik und der Epistemologie zu klären.
Parallel und in Ergänzung zu diesen drei Subprojekten wird eine eigene Arbeitsgruppe ausgedehnte empirische Untersuchungen durchführen, um festzustellen, wie Regionen im Bewusstsein ihrer Bewohner vorgestellt werden. Die Zusammenführung dieser empirischen Ergebnisse mit den in den einzelnen Subprojekten erarbeiteten Befunden soll zu einem umfassenden, regional differenzierten und dynamischen Modell von Ukraine als Staat und Nation führen.