Forschungsschwerpunkte

 

Im Sinne der Stärkung ihrer erfolgreichen Forschungsgebiete betrachtet die Fakultät in den nächsten Jahre die unten stehenden Schwerpunkte als wesentliche Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte, die sowohl auf dringende gesellschaftliche Bedürfnisse eingehen als auch aktuelle Forschungsentwicklungen widerspiegeln.

Darüber hinaus sollte der Notwendigkeit Rechnung getragen werden, dass sich die Fakultät fachlich international ausrichtet und dennoch die Besonderheit des Standorts Wien zum Ausdruck bringt.

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  • Kulturelle und gesellschaftliche Transformationen: Mobilität/kulturelle Differenzen/Dynamiken von Identitätskonstruktionen

    Es ist unübersehbar, dass sich traditionelle Formen kultureller Identitätsstiftung grundlegend ändern: Geschlechterkonzepte werden neu gedacht, soziale Solidaritäten, politische Teilhabe und kollektive Vertrauenskapitale werden neu bewertet. Traditionell abstrakte Beziehungen werden zu konkreten Erfahrungen, die neue individuelle Verhaltensformen hervorbringen. Dabei sind nicht nur soziale Prozesse wie Globalisierung oder Migration die Taktgeber, sondern auch ökologische und biopolitische Herausforderungen sowie die Konsequenzen der Digitalisierung, die eine neue Basis für die Modifikation oder gar Revolution kultureller Praktiken bilden. Die Fakultät erforscht die kulturellen Logiken dieser Prozesse, um diese nicht nur begreifbar zu machen, sondern auch, um den gesellschaftlichen Diskussionen über diese Phänomene eine kulturwissenschaftliche Basis zu geben. So sind Fragen der Geschlechtergerechtigkeit und intersektionaler Benachteiligungen fester Bestandteil von Forschung und Lehre. Untersucht werden Erscheinungsformen und Folgen von Rassismus, Situationen der Diaspora und kulturelle Konfliktsituationen. 

  • Medialität und Digitalität Ästhetischer Kommunikation

    Ästhetische Formen von Kommunikation wie Literatur, Film, Musik, etc. werden – neben der Untersuchung ihrer strukturellen Eigengesetzlichkeiten – an der Fakultät als Medien der Reflexion verstanden, die auf die Herausforderungen kultureller Konstellationen reagieren. So ist es möglich, dass aktuelle Phänomene, wie demokratie- und bildungspolitische sowie ökologische Herausforderungen (Klimakrise, Covid und Post-Covid-Situationen, Erfahrungen von Flucht und Vertreibung, etc.) in Projekten zu diesen Medien erforscht werden. Um das methodische Themenfeld „Digitalität“ genauer zu profilieren, werden im Bereich der ästhetischen Kommunikation neben anderen medialen Ausprägungen besonders auch digitale Praktiken untersucht, wobei die Folgen digitaler Rezeption und Produktion, neu entstehende digitale Wahrnehmungsdimensionen und die damit verbundenen sozialen Prozesse im Fokus von Forschungsprojekten stehen. Die Erforschung von Mediatisierten Lebenswelten von Jugendlichen ist ein Beispiel für diesen Forschungsschwerpunkt. Um dies mit empirischen Daten realisieren zu können, fördert die Fakultät den Auf- und Ausbau entsprechender Infrastrukturen.

  • Sprachentwicklung, Sprachkontakt, Mehrsprachigkeit

    Globale gesellschaftliche Entwicklungen spiegeln sich auch in Veränderungen des Gebrauchs von Sprache, die wiederum auf diese Prozesse rückwirkt. Die Fakultät setzt sich interdisziplinär mit Sprachlehr- und -lernforschung auseinander und erforscht in Form einer modernen, mit digitalen Corpora und experimentellen Methoden operierenden systematischen Sprachwissenschaft, wie Sprachkontaktphänomene und Mehrsprachigkeit soziale Relevanz entfalten. Sie beobachtet Sprache als Mittel der Identitätsstiftung und der gesellschaftlichen Teilhabe in Situationen von Diaspora, Exil, Kulturkonflikten und Migration sowie in Minderheitensituationen. Als eine in diesem Sinne kulturprägende Zone wird in den nächsten Jahren insbesondere auch intensiv der historische Raum Eurasien untersucht. In diesem Forschungsschwerpunkt spielen aber nicht nur übereinzelsprachliche Aspekte eine Rolle, sondern auch innersprachliche Phänomene (Sprachvariation), etwa das Deutsche in Österreich oder die Spracheinstellung gegenüber Dialekten aus der Perspektive der Standardsprache. Die Fakultät beteiligt sich aber auch an Projekten der systemlinguistischen Grundlagenforschung, etwa zu Sprache zwischen Redundanz und Defizienz. 

  • Environmental und Medical/Health Humanities

    Global dominieren die Themen Nachhaltigkeit (Ökologie) und Gesundheit (Global Health) die Diskussion über die Zukunft der Menschheit, doch werden diese viel zu oft als rein technische Herausforderungen verstanden, wohingegen die Veränderung bzw. der Beharrungswille soziokultureller Prozesse eine der größten Herausforderungen in diesem Zusammenhang darstellt. Klassische Fragen von Ethik, Fortschritt oder geteilter und individueller Verantwortung erzwingen vor dem Hintergrund dieser sich dynamisch formierenden Ideologien und Paradigmen eine kritische Neuerforschung. Einen Beitrag zu dieser fundamentalen Fragestellung leistet die Fakultät mit Forschungsinitiativen zum Anthropozän oder im Bereich der Health Humanities. Forschung findet hier auch aus historischer Perspektive statt, beispielsweise zur medizinischen Tradition (Ayurveda) des vormodernen Südasien. Nicht zuletzt sind auch empirische Forschungsprojekte im Bereich der kognitiven Perzeptionsforschung in der Fakultät angesiedelt, etwa zur Wahrnehmung und Wirkung von Sprache und Klang (auch bei Kleinkindern) oder zur Auswirkung der Geräuschentwicklung in Inkubatoren auf die Sprach- und Musikentwicklung.